Nicholas - Party Animal
„Hey, Hale, warte mal!“, rief eine mir nur all zu bekannte Stimme hinter mir. Die Stimme gehörte James Preston, dem Quarterbeck unseres Rugby Teams. Er war ein großer bulliger Typ, der einhundert Kilo geballte Muskelkraft auf die Waage brachte und auf dem Feld auch als ‚der Stier von Dublin’ bekannt war.
„Was gibt es James?“, fragte ich und hielt in meiner Bewegung inne. James und ich waren beste Freunde seit ich denken konnte. Unsere Freundschaft hatte, wenn ich genau zurück denke, mit einem Streit um einen Bagger begonnen, denn er damals eindeutig gewonnen hatte, während ich, Rotz und Wasser heulend, zu meiner Mom gerannt war. Als er sich daraufhin entschuldigen musste und mir sogar eines seiner Autos geschenkt hatte war die Sache schnell vergessen gewesen und wir wurden die besten und vor allem unzertrennlichsten Freunde.
James Eltern sind, genau wie meine, Anwälte, der einzige Unterschied ist, dass meine Eltern die Kanzlei leiten, in der seine Eltern arbeiten. Alle vier sind ohne Frage sehr erfolgreich, aber letztendlich waren es dann doch meine Eltern, die sich durchsetzen konnten und seine, die sich ihnen fügten. Welche ein seltsames Schicksal uns doch verband!
„Wie steht es mit der Party bei dir?“
„Heute Abend, halb neun ist Anstoß.“, sagte ich und grinste breit. Seit Tagen nervte er schon wegen dieser Party, nur weil Ashley Thomson kommen würde.
Ashley Thomson war, zugegeben, verdammt heiß, aber sie hing mit seltsamen Leuten rum. So zum Beispiel dieser seltsamen braun Haarigen, die mich noch nie eines Blickes gewürdigt hatte und deren Nase meistens in einem Buch steckte.
Ashley bestand darauf, dass sie jedes Mal mit kommen durfte, da sie so was wie beste Freundinnen zu sein schienen, aber bisher hatte ich sie noch auf keiner meiner Partys entdecken können, und das lag nicht daran, dass ich die meiste Zeit mit anderen Dingen beschäftigt war.
„Alles klar. Ashley sagt, ihre Freundin kommt diesmal auch mit.“, sagte er und zwinkerte mir zu. Das tat er jedes Mal, denn seit er seine Schwäche für Ashley entdeckt hatte, teilte er auch meistens ihre Ansichten. So lag er mir nun schon seit ein paar Wochen in den Ohren, dass besagte Freundin eigentlich total nett war, man sie nur näher kennen lernen musste. Mich interessierte das allerdings reichlich wenig, es reichte mir, wenn ich meine weiblichen Bekanntschaften für einen Abend kannte und am nächsten Morgen möglichst nicht neben ihnen erwachte um mir peinliche Gespräche zu ersparen in denen es darum ging, wie es nun zwischen uns weiter gehen sollte.
Zwischen mir und den Damen würde es nämlich nie mehr als guten Sex und heiße Partys geben, mehr war nicht drin, vor allem nicht, wenn der Rest meiner Freizeit für mein Studium drauf ging.
„Bist du dir sicher, dass sie das nicht wieder nur gesagt hat, damit Ashley auf jeden Fall geht?“, fragte ich dann, um ein wenig guten Willen zu zeigen. Ashleys Freundin war nicht meine Liga, sie hatte weder Stil noch Geld, sie war ein No Name, die es nur dank eines Stipendiums bis hierher geschafft hatte!
„Ashley meint, sie hätte morgen Geburtstag, sie käme auf jeden Fall.“, sagte er dann und verabschiedete sich mit einem Winken, da wir in getrennte Vorlesungen mussten.
Ich zuckte mit den Schultern, sollte sie doch kommen, James würde Ashley sowieso den ganzen Abend für sich beanspruchen, da wäre das Mädchen sicher schnell wieder weg.
Die letzte Vorlesung für diesen Tag ging recht schnell zu Ende. Während unser Professor damit beschäftigt gewesen war uns etwas über molare Massen und Atome zu erklären hatte ich gelangweilt durch die Reihen geblickt und Ashleys Freundin erblickt. Normalerweise war sie immer damit beschäftigt irgendwelche Notizen auf ihren Block zu machen, heute jedoch blickte sie verträumt aus dem Fenster des großen Hörsaals. Verwundert beobachtete ich sei eine Weile, bis sie meinen Blick scheinbar bemerkte und sich umwand. Einen Moment trafen sich unsere Blicke und ich meinte so etwas wie ein wissendes Blitzen in ihren Augen zu erkennen, bevor sie sich wieder ab wand und ich ertappt die Augen nieder geschlagen hatte.
Als es zum Ende läutete hatte ich es eilig den Saal zu verlassen und zu meinem Auto zu kommen, doch scheinbar war das Mädchen nicht nur furchtbar dünn, sondern auch noch furchtbar schnell und darauf bedacht meinen Weg zu kreuzen, was wahrscheinlich alles nur unsinnige Gedanken von mir waren.Ich schloss mit leichtem Unbehagen meinen Wagen auf, als sie bereits mit ihrem kleinen schwarzen Gebrauchtwagen vom Parkplatz raste, man hatte die es aber eilig.
Ich seufzte, eigentlich interessierte mich das doch sowieso alles nicht wirklich, es war alles nur James Schuld, dass ich mir überhaupt Gedanken um sie machte. Er redete zu viel von ihr, daran lag es!
Als ich in die Einfahrt unserer Villa fuhr, fuhr grade einer der letzten Partyservicewagen davon. Ich nickte dem Fahrer, den ich mittlerweile sehr gut kannte, zu und parkte den Wagen in der Garage, bevor ich den Garten betrat.Wie immer stand das DJ-Pult hinten am Rosenbeet auf der großen Bühne, davor war ein Platz mit Holzlamellen ausgelegt, der als Tanzfläche diente. Auf der großen Terrasse stand die lange Theke an der neben Bier noch Cocktails und gemischte Getränke angeboten werden würden. Auch die Beleuchtung hin und stand an den vorgesehen stellen und Tische und Bänke sorgten für Sitzmöglichkeiten. Essen gab es bei solchen Partys nicht, aber vielleicht sollte ich Ashleys Freundin einen Geburtstagskuchen kommen lassen, nur so als Gag.
Ich verwarf den Gedanken wieder und ging zum Pool in dem bereits alles mögliche an aufblasbarem Spielzeug schwamm, hier würden sich meine Wasserköniginnen und Nixen heute Abend aufhalten, um die Männer unter uns in Versuchung zu führen und sie in die unergründlichen Tiefen entführen, die so schnell keiner von ihnen ganz verstehen würde.
Ich belächelte diesen Gedanken wie schon so viele heute und machte mich auf den Weg ins Haus, wo ich Henry, unserem Butler, meine Sachen in die Hand drückte und mich auf den Weg in den Salon machte. Wie zu erwarten saß meine Mutter dort mit einer Zigarette in der Hand und ging eine Fallakte durch.
„Guten Tag Mutter, wieder ein harter Tag?“
„Frag nicht mein Junge, es ist schrecklich. Dein Vater kommt heute Später. Amy hat dir was zu Essen war gestellt, ich muss gleich noch einmal in die Kanzlei. Treib es heute Abend nicht zu bunt.“, war das einzige was sie dazu sagte, bevor sie die Zigarette ausdrückte, ihre Sachen zusammen packte und an mir vorbei schritt um sich auf den Weg zu machen.
So verlief jeder Tag. Meine Mutter fühlte sich verpflichtet mich nach der Schule zu Hause zu empfangen, so hetzte sie von der Arbeit nach Hause und wartete bis ich kam um dann wieder zu verschwinden. Ich verstand nicht wieso sie das tat, denn sehr viel Sinn steckte nicht dahinter, außer das Vater in Ruhe seiner Affäre nach gehen konnte. Vielleicht war es aber auch grade das Wissen darum, welches sie immer wieder hier her trieb.
Ich seufzte über die blinde Liebe meiner Mutter und machte mich auf in die Küche, wo tatsächlich noch ein einzelner Teller im Ofen stand. Nichts besonderes, aber es war alles lecker, wenn es von Amy kam, auch wenn es seltsam aussah.
Ich schlang das Essen hinunter und begab mich nach oben auf mein Zimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch ein, ein halb Stunden Zeit hatte, bis die ersten Gäste erscheinen würden, also würde ich diese Zeit nutzen um zu duschen und mich vorzubereiten.
Punkt halb neun klingelte es an der Tür. Meinen ersten Gästen öffnete ich meist persönlich, so winkte ich Henry kurz ab und ging selber um die Tür zu öffnen. Wie nicht anders zu erwarten war es James der davor stand und mich breit an grinste, hinter ihm Marc und Kyle, die ebenfalls zu unserer kleinen Gruppe gehörten.
„Na Mann, bereit?“, fragte er und schlug mit beim Eintreten auf die Schulter. Ich erwiderte sein breiter grinsen und nickte zufrieden.
„Ihr seid die ersten.“, sagte ich dann und führte sie in den Garten. Der Rest der Gäste würde von Henry in empfang genommen werden und den Weg alleine finden.
„Du hast dich mal wieder selbst übertroffen.“, rutschte es Kyle raus, als er die Bar und die drei blonden Keeperinnen dahinter entdeckte.
„Bei der Auswahl habe ich nur an dich gedacht.“ Ich zwinkerte ihm zu und widmete mich dann den drei hübschen.
„Vier Bier bitte.“
„Sechs!“, ertönte eine weibliche Stimme hinter uns, bei der James sofort erstarrte, bevor er freudestrahlend herum fuhr.
„Ashley“, rief er freudig aus und legte sofort den Arm um ihre Schultern um sie zur Theke zu begleiten. Hinter Ashley folgte eine weitere Person. Es dauerte eine Weile bis ich daraus Ashleys Freundin erkannte, die ich heute noch in der Vorlesung gesehen hatte.
Auch Kyle und Marc hatten sich umgedreht und musterten das Mädchen kritisch, während eine der Keeperinnen die fertigen Biere servierte.
„Danke.“, sagte ich und widmete mich dann weiter der Musterung des Mädchens.
Wenn ich mich recht erinnerte, dass war sie der Typ Mädchen, der nie was mit sich machte. Jedes Mal wenn ich sie in der Schule sah, trug sie verwaschene Jeans, T-Shirts und ihre langen braunen Haare waren offen. Schminke trug sie nie, auch jetzt nicht, trotzdem wirkte sie anders, nicht nur anders, sondern schon Sexy.
Ihre verdammt zierliche Figur wurde von der engen dunklen Jeans die sie trug extrem betont und durch die schwarzen High Heels die sie trug kamen ihre langen Beine wesentlich besser zur Geltung als in den langweiligen Turnschuhen die sie sonst trug.
Die weiße Bluse mit den Rüschen entlang der Knöpfe wirkte sowohl wild und verwegen wie auch ein wenig elegant und der Ausschnitt, den sie gelassen hatte, stellte ein wunderschönes Dekolté zur schau, auf dem eine silberne Kette mit einem sichelförmigen Mond thronte.
„Genug gesehen?“, fragte plötzlich eine mir unbekannte Stimme und griff an mir vorbei nach einem Bier. Ich blickte auf in ihr Gesicht und stellte fest, dass die Stimme wohl ihr gehören musste und ich grade verdammt ungeniert auf ihren Ausschnitt gestarrt hatte. Marc und Kyle begannen laut zu lachen, während Ashley und James so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie davon glücklicherweise nichts mitbekommen hatten.
Ich blickte Marc und Kyle verärgert an, bevor ich mich von Ashleys Freundin ab wand um mein eigenes Bier zu nehmen, doch kam mir jemand zuvor.
Ich brauchte gar nicht auf blicken um zu wissen, dass Celia vor mir stand, denn ihre langen roten Locken hingen bereits in meinem Blickfeld. Ich lies meinen Blick langsam von meiner Hand hoch wandern, bis ich ihr direkt ins Gesicht blickte.
Sie lächelte mich unverschämt an, „Ich darf ja, oder?“
Ich seufzte ergeben, „Nimm doch.“
Ich gab der Kellnerin ein Zeichen mir ein neues zu Zapfen, bevor ich einen Blick über die Schulter warf und feststellen musste, dass nun nach und nach immer mehr Leute durch die Terrassentür traten, die Party konnte also beginnen.
Ohne ein Zeichen zu geben ertönte dann die Musik, doch die Tanzfläche würde die ersten zwei Stunden eh leer bleiben.
„Du gibst heute aber leicht auf Nick, das liegt doch hoffentlich nicht an diesem Vogelscheuchenkind.“, ertönte Celias Stimme wieder neben mir und ich schenkte ihr entnervt erneut meine Aufmerksamkeit.
„Wen meinst du bitte Celia?“
„Na Ashleys komische Freundin, die, die man sonst nie sieht.“, sagte sie und deutet auf besagtes Mädchen.
Obwohl ich genau wusste, was ich erblickten würde folgte ich Celias Finger bis ich sie erneut erblickte.
Celia hatte sie eine Vogelscheuche genannt, ich jedoch sah nichts an ihr, was mich an eine Vogelscheuche erinnerte. Ihre Haare waren ordentlich hoch gesteckt und an beiden Seiten ihres Gesichts hingen gelockte Strähnen heraus, sicherlich ein riesiger Zeitaufwand diese Frisur.
„Ich sehe keine Vogelscheuche Celia.“, sagte ich also nüchtern und wand mich wieder meinem Bier zu, bevor sie noch zu sehr in den Geschmack meiner Aufmerksamkeit kam.
Celia war die selbsterklärte Königin unseres Jahrgangs. Sie war reich, hübsch und bekam so ziemlich jeden Kerl ins Bett, nur ich stand noch auf ihrer Liste der unerfüllten Aufgaben und sie tat alles dafür um mich dort endlich runter zu bekommen.
Nicht, dass Celia mich nicht reizte, aber ich hatte meine ganz eigenen Interessen, außerdem brauchte ich sie nicht um noch mehr an meinem Ansehen zu arbeiten. Jeder kannte meinen Namen, jedes Mädchen wollte mich und die Tatsache, dass Celia so heiß hinter mir her war, machte mich so oder so schon zu etwas Besonderem.
„Ich kriege dich noch, Hale.“, sagte sie bissig und schritt erhobenen Hauptes zu ihrer Clique davon, sollte mir recht sein, ich hatte keine Lust, dass sie mich den ganzen Abend verfolgte, das schüchterte die anderen Mädchen immer so ein.
Der Abend war, wie eigentlich alle anderen auch, ein großer Erfolg. Nach den ersten zwei Stunden in denen es los gegangen war trauten sich die ersten Mutigen auf die Tanzfläche und als diese immer voller wurde legte der DJ endlich richtig los.
Die Bar war die ganze Zeit über voll gewesen und die drei heißen Blonden hatten sich Verstärkung dazu geholt um die durstigen Gäste zu besänftigen.
James und Ashley hatte ich den ganzen Abend schon nicht mehr gesehen, aber auch Kyle, Marc und Ashleys Freundin war verschwunden.
‚Wahrscheinlich ist sie gegangen.’
Ich war erstaunt über diesen Gedanken, denn irgendwie war er mit Unbehagen verbunden. Ich zuckte mit den Schultern um davon los zu kommen und stürzte mich in die Menge.
Überall hatten sich Grüppchen gebildet, in denen nun fleißig geredet, geflirtet und getrunken wurde. Ich grinste zufrieden und ging rüber zum Pool, wo sich bereits einige der Gäste zum nächtlichen Bad versammelt hatten. Die Damen saßen elegant auf den Gummistühlen im Wasser, während die Herren sich gegenseitig darin übertrumpften dämlich auszusehen. Ein typisches Bild an diesem Ort.
„Komm doch auch ins Wasser.“, hörte ich plötzlich eine Stimme unter mir und blickte hinab.
„Ashleys Freundin?“, rief ich erstaunt aus, ohne etwas dagegen tun zu können. Ich biss mir auf die Unterlippe, während sie mich erstaunt ansah.
„Ich habe auch einen Namen.“, sagte dann und ich war erleichtert, dass sie sich nicht noch lustig über mich machte. Das Mädchen neben ihr, mit welchen sie sich zuvor unterhalten hatte, hatte mich nur abfällig angesehen und war dann mit einem nicken davon geschwommen.
„Ja, den kenne ich aber nicht.“, sagte ich dann, denn im Moment fiel mir nichts Besseres ein. Wollte ich ihn überhaupt wissen? Sie war ein Niemand und ein Niemand sollte am besten einer bleiben.
„Hazel.“, sagte sie da aber schon und ich nickte nur, „Nicholas.“
„Ich weiß.“, war das einzige, was sie dazu sagte.
Ich blickte sie noch einen Moment an, obwohl sie im Wasser war, saß ihre Frisur immer noch perfekt.
„Na dann, ich muss weiter.“
„Gut, dann nicht.“, sagte sie und stützte sich auf dem Rand des Pools ab. Ich sah wie sich die feinen Muskeln darunter abzeichneten, sie schien viel Sport zu treiben.
Elegant schwang sie sich aus dem Wasser und setzte sich auf den Rand.
„Du hast aber nicht zufällig noch ein Handtuch über?“
Ich sog scharf die Luft ein. Vor mir saß die Venus unter den Frauen. Ihre üppige Oberweiter war ein extremer Kontrast zu ihrem zierlichen und muskulösen Körper und wenn ich nicht gewusste hätte, dass ihre Familie kein Geld hat, hätte ich darauf gewettet, dass ihre Brüste nicht echt waren!
Ich schüttelte den Kopf um die enorme Gedankenflut wieder los zu werden, die mich soeben überkam und sie seufzte gespielt theatralisch.
„Dann werde ich jetzt wohl den ganzen Abend so rum laufen müssen, bis ich wieder trocken bin.“, sagte sie und grinste ein wenig verlegen.
„Nein!“, rief ich auch und war erschrocken über die Hast mit der die Worte über meine Lippen gekommen waren. Sie blickte mich ein wenig gekränkt an, so dass ich mich räusperte und noch einmal von neuem begann.
„Also ich meinte, nicht dass es mich wirklich stören würde, immerhin betrifft es nicht mich, aber ich meinte damit, dass du das nicht brauchst. Natürlich habe ich ein Handtuch.“, damit wand ich mich ab und eilte in das Poolhaus, welches direkt neben der Poolanlage lag. Ich suchte ein frisches Badetuch raus und ging damit zu ihr zurück.
„Hier, wenn du dich umziehen willst, kannst du das im Poolhaus tun.“, sagte ich noch und deutete auf das Haus, bevor ich die Flucht ergriff.
Irgendwie war ich heute ziemlich verwirrt und ich wusste nicht woran das lag, vielleicht an Celias Anwesenheit oder an der Tatsache, dass James den ganzen Abend noch nicht an meiner Seite gewesen war.
Ja genau, daran würde es liegen. Normalerweise waren James und ich unzertrennlich, doch heute Abend stand Ashley zwischen uns und ich hatte eindeutig den kürzeren gezogen.
Ich ließ mich von den Anwesenden weiter treiben, mich immer mal wieder in Gespräche verwickeln und trank bei jeder Möglichkeit einen mit um einen Punkt zu erreichen, an dem ich mir scheinbar alles erlauben konnte und mir meine Begleitung für heute Nacht suchen würde.
Ich stand grade an der Bar, als jemand mir auf die Schulter tippe. Ich drehte mich um und erblickte James und Ashley, Arm in Arm.
„Hast du Hazel gesehen?“, fragte Ashley und schnappte sich den Cocktail, den ich mir so eben bestellt hatte. Ich warf ihr einen verärgerten Blick zu, das war schon das zweite Mal heute, dass eine Frau mir mein Getränk weg schnappte.
„Das letzte Mal war sie am Pool.“, antwortete ich missmutig und bestellte einen neuen Cocktail.
„Was ist los Mann, nicht genug Alkohol?“, fragte James und grinste breit, „Oder machen die Frauen heute einen Bogen um dich?“
Ich reagierte nicht auf James Stichelei, ich brauchte nur noch ein wenig Alkohol, dann würde schon alles klappen wie immer.
„Wie dem auch sei, wenn du Hazel siehst, dann sag ihr alles Gute von mir.“, sagte Ashley und rauschte mit James davon. Ich blickte den beiden nach, dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Wir hatten es kurz nach zwölf.
Ich blickte in der Menge umher, konnte jedoch niemanden erkennen, der wie Hazel aussah und beschäftigte mich lieber wieder mit meinem Cocktail, Hazel konnte mir heute Abend gestohlen bleiben, denn aus unerklärlichen Gründe machte mich der Gedanke an sie wütend, furchtbar wütend.
Es war halb vier, als der Garten sich immer weiter leerte, nur die hartnäckigsten blieben noch und entzogen der Bar ihre letzten Tropfen Alkohol.
Den Rest des Abends hatte ich damit verbracht zu trinken, doch ich bekam einfach nicht den passenden Pegel. Jetzt ging es mir scheußlich. Die Welt vor meinen Augen schien zu wanken und ich hatte ein unglaubliches Chaos in meinem Magen.
Genau in diesem Moment tauchten Marc und Kyle neben mir auf und blickten besorgt zu mir hinab. Ich saß auf einer der weißen Parkbänke und beobachtete, wie die ersten Bediensteten begannen den Müll der Party zu entfernen und auch die letzten langsam aber sicher gingen, aus Angst sie müssten mit anpacken.
„Alter, du siehst verdammt scheiße aus.“, stellte Kyle fest und ließ sich neben mir auf die Bank fallen. Der damit verbundene Ruck tat nicht grade dazu bei um das Chaos in meinem Magen zu beseitigen.
„Pass- sauf.“, lallte ich angestrengt und versuchte Kyle direkt an zu sehen, doch er verschwamm immer wieder vor meinen Augen.
Kyle grinste breit und Marcs Lachen war nicht zu überhören, als aber auch noch James und Ashley dazu kamen und in das Lachen einstigen wurde ich sauer.
Ich stand schwankend auf und hob die geballte Faust.
„Wollt ihr sch- stress?“, fragte ich und hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten. Das Lachen wurde immer lauter und ich war kurz vor der Verzweiflung. Sie sollten mich einfach alle in Ruhe lassen. Sie sollten gehen, alle samt!
„Ha- haut ab!“, maulte ich genervt und ließ mich wieder auf die Bank fallen.
„Man Alter, du bist voll, sollen wir dich nicht wenigstens bis ins Zimmer bringen?“, fragte Marc und ich schüttelte energisch den Kopf, was eindeutig ein Fehler war.
Wesentlich sicherer als zuvor noch sprang ich auf und rannte ins Beet, wo ich mich dem überflüssigen Alkohol in meinem Magen entledigte.
Ich hörte die anderen Lachen und sank auf die Knie. Die ganze Situation war so was von peinlich und aus dem Ruder gelaufen. Ich betrachtete die Kotze vor mir und begann sarkastisch zu grinsen, als ich die schönen roten Rosen daneben sah. Das Leben war schon komisch.
Ich ließ mich in einen der Rosensträucher sinken und stellte fest, dass Rosen gar nicht so pieksten, wie man es erwartete.
„Alter, wir gehen, wenn du was brauchst, du hast meine Nummer.“, hörte ich James Stimme, doch ich schwieg. Sollten sie doch gehen, dann hatte ich endlich meine Ruhe.
„Sicher, dass du ihn da liegen lassen willst?“, hörte ich Ashleys Stimme, dann hörte ich ein Rascheln.
„Wir sollten ihn wenigstens rein bringen. Ich mach das wohl, geht schon mal vor, ich komme sofort.“
Hazels Stimme. Wieso wollte sie kommen? Sie war ein Niemand? Wieso wollte ein Niemand zu einem Jemand?
„Nicholas?“
Ich hob vorsichtig den Arm und betrachtete wie selbst dieser zu schwanken schien.
„Mein Arm ist besoffen.“, sagte ich und lachte.
Hazel beugte sich über mich und musterte mich kurz.
„Als ich dich das letzte Mal gesehen hab, sahst du besser aus.“, sagte sie und packte den Arm, den ich ausgesteckt hatte. Ich spürte den heftigen Ruck und wie mein Oberkörper sich dagegen weigerte sich auf zu richten, doch Hazel zog energisch weiter, bis ich saß, dann spürte ich ihre Knie in meinem Rücken und wie sie mir unter die Arme griff.
„Du kannst ruhig mal etwas mit helfen.“
„Ich bin besoffen.“
„Ich weiß, aber so lange du mir das noch sagen kannst, zählt die Ausrede nicht.“, sagte sie bitter und hievte mich hoch.Sie legte meinen Arm um ihre Schmale Schulter und als ich nach Halt suchte spürte ich nichts anderes als Knochen.
„Ich breche dir alle Knochen so.“, sagte ich mühsam, weil ich so sehr darauf Konzentriert war mit möglichst wenig ihrer Hilfe stehen zu bleiben.
„Mir brichst du so schnell nichts, aber die Rosen dort sind hinüber.“
Ihre Stimme klang bedauernd und ich beschloss morgen mal danach zu sehen, so schlimm konnte es doch gar nicht sein.
Der Weg bis in mein Zimmer schien unendlich weit. Immer wieder mussten wir stehen bleiben, damit ich Zeit hatte zu überlegen, wo mein Zimmer überhaupt war, aber die Tatsache, dass ich am nächsten Morgen in meinem eigenen Bett aufwachte, bedeutete wohl, dass wir es irgendwann geschafft hatten.
Sie hatte mir sogar beim Ausziehen geholfen. Eigentlich hatte mir das nie groß was aus gemacht, ganz im Gegenteil, ich liebte es, wenn Frauen mir die Kleider vom Leib rissen, aber in diesem Fall war es einfach nur schrecklich peinlich.
Irgendwann, wenn es keiner sah, würde ich mich dafür bei ihr entschuldigen, immerhin war sie ein Niemand und es war schon schlimm genug, dass es überhaupt so weit gekommen war.
Als ich den Garten betrat war bereits alles wieder sauber, die einzige Spur der Party die geblieben war, war ein zerdrückter Rosenbusch, auf dem eine silberne Kette mit einem Sichelförmigen Mond lag.